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Jeder Fahrradbastler hat sie, die Kiste mit den Ersatz- und Altteilen. Und all dem, was irgendwie unnötig bestellt wurde oder gar nicht passt. Der Lenker mit der zu kleinen Klemmweite, die Bremsgriffe die man doch nie montiert oder eine Kette die doch nicht gepasst hatte. Es ist immer gut etwas in Reserve zu haben. Doch noch besser ist, wenn man dem unnützen Material einen besseren Sinn gibt. Durch Radspende, ein gemeinnütziges Projekt von Wolfgang Brandl. Hier erfahrt ihr mehr über das Projekt und was es damit genau auf sich hat.

Ungleiche Bedingungen

Wolfgang Brandl, Team Movistar – Foto: W.Brandl

Brandl ist passionierter Rennradfahrer und Teil des Team Movistar Ecuador. Doch alle Nebentätigkeiten aufzuzählen würde den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen: Projekt Radspende, eine Agentur, Rennradfahrer im Profiteam und ein Studium werden alle parallel in Angriff genommen. Der umtriebige Radsportler verbringt die Winter in Ecuador oder Afrika, wo es um mehr geht als einfach nur ein Trainingslager zu absolvieren. Angefangen hat alles mit einer schicksalshaften Veranstaltung.

Bei der „Tour de Senegal“ in West Afrika merkt der Profi schnell, dass die Bedingungen zwischen den Kulturen sehr ungleich sind. Die einen kämpfen mit sich und dem sportlichen Ehrgeiz. Die anderen mit dem Material. Sportliche Herausforderungen sind das was wir suchen, jedoch vergessen wir wie selbstverständlich das funktionale Rad für uns ist. Andere sind weniger privilegiert. Schnell wird Brandl klar, dass das kein fairer Kampf ist. Erst Mal müsste man auf Augenhöhe kommen, bevor man überhaupt über einen fairen Wettbewerb sprechen könnte. Und so entsteht die erste Idee. Aus der später das Projekt Radspende wird.

Als Teil eines internationalen Teams entwickeln sich schnell Freundschaften. Bündnisse in vielen Ländern am anderen Ende der Welt. Hier ticken nicht nur die Uhren anders sondern auch die Zugänglichkeit zum Sport ist ungleich verteilt. Gerade jugendliche und aufstrebende Radsportler haben es schwer ihre sportliche Laufbahn zu starten. Und genau hier spielen die persönlichen Kontakte eine wichtige Rolle. So weiß man wer die Radteile bekommt und weiß genau, dass eine Spende auch ankommt.

Foto: W. Brandl

Neben Afrika sind auch Projekte in Ecuador entstanden. Der Weltenbummler lernt nicht nur seine Frau in Californien kennen, sie ist auch Ecuadorianerin und ein weiterer Kontaktpunkt zu einem fernen Land.

Seit 2016 werden schon Fahrradspenden gesammelt und per Flugzeug in Koffern oder gar in Containern verschifft. All das muss finanziell erst Mal gestemmt werden. Und hier packen auch viele mit an. Entweder mit Sach- oder Geldspenden.

Radspenden

Foto: W. Brandl

Das eingangs erwähnte Material, welches für die meisten hiesigen Radfahrer einfach als zweite Wahl, Ersatzteil oder gar als Staubfänger gehortet wird. Das kann viel mehr. Nämlich all die jungen Sportler in fernen Ländern glücklich machen.

Dort, wo ein Loch im Schlauch mehr bedeutet als eine kleine Zeitstrafe im Rennen. Sondern entscheidet ob man es überhaupt bis ins Ziel schafft. Dort sind Ersatzteile nur unter schweren Bedingungen zu finden. Und so denkbar dankbar sind die Kontakte von Brandl. Die vielen Bilder und Videos beweisen es.

Zumal der aus Mittelbayern stammende täglichen Kontakt zu all den Sportlern pflegt. Auf dem Handy sind immer aktuelle Fotos und Video zu finden, die viele Emotionen rüber bringen.

Mitmachen

Über Sachspenden freut man sich auch heute noch, auch wenn das Projekt schon einige Jahre alt ist und 2021 in die fünfte Runde geht. Durch Podcasts und Berichte in Zeitungen oder Social Media nimmt das Projekt immer mehr Fahrt auf.

Mein erster Kontaktpunkt mit dem Projekt war über den EnjoyYourBike Podcast von Ingo und Dan: Folge 63 – GeRadSpendet!

Schnell merkte ich, dass ich viele Ideen hätte zum Anknüpfen. Mit nur wenigen kleinen Schritten könnte man das Projekt durchaus spürbar weiterbringen. Denn ich hatte bis vor kurzem noch kistenweise Fahrradprodukte aus einer Firmenauflösung, für die ich bis heute keine Verwendung finden konnte. Mein Steuerberater hatte zwei Optionen genannt: Verschrotten lassen oder über ein anderes Gewerbe abverkaufen und entsprechend Steuern zahlen – was für mich nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Mit Radspende entdeckte ich eine dritte Option: die Sachspende. So gingen die knapp 1.000 Lenkerendkappen und einige Kisten Lenkerbänder ihren Weg.

Fotos: W. Brandl

Auch habe ich noch viele Kisten voll Material, das nur als Reserve oder Ersatz dient. Auch damit lassen sich viele Pakete füllen. So kommen nach und nach mehr Produkte zum Projekt. Aber auch damit war noch nicht ganz Schluss.

Mit Wolfgang kommt man wirklich schnell ins Gespräch und einen guten Austausch, er ist durch seine vielen Kontaktpunkte in der Welt ein echter Knotenpunkt. Über meine Sachspende entwickelte sich im Gespräch erst die Erkenntnis, dass die Domain radspende.de noch frei ist. Nur wenige Sekunden später hatte ich diese registriert und Wolfgang vorgeschlagen eine kleine Website für das Projekt aufzusetzen. Gesagt getan – die Website ist schon online: radspende.de

Mit Wolfgang und einem weiteren Projektunterstützer (Björn Metelmann), den Wolfgang wieder über das Projekt akquiriert hat, haben wir den Inhalt entwickelt. Björn lieferte das Logo für die Website und wir hoffen die Präsenz gefällt euch.

Nun ist es an allen da draußen auf das Projekt aufmerksam zu werden, es zu teilen und gerne auch Sachspenden in Pakete zu packen und nach Burglengenfeld zu schicken. Die genaue Adresse und Kontaktmöglichkeiten findet ihr auf der neuen Website.