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Fährst Du noch mit Schlauch – oder lebst Du schon Tubeless? Immer beliebter wird die schlauchlose Alternative. Fahrradschlauch flicken gehört damit der Vergangenheit an. Tubeless-Reifen nennt sich diese Innovation, die vor allem im Sport bei Mountainbike und Rennrad (Cyclocross) beliebt geworden ist. Auch für den Alltagsfahrer stehen verschiedene Tubeless-Reifen für das Trekking- oder Tourenrad zur Verfügung. Was man zu dieser Neuheit wissen muss, erfährst Du hier.
Die Geschichte des Tubeless Reifen
Tubeless-Reifen basieren auf dem selben Konzept, das bei Autoreifen schon seit 60 Jahren und bei Motorradreifen seit 30 Jahren verwendet wird. Doch die Umsetzung beim Fahrrad gestaltete sich wegen der filigraneren Bauweise etwas schwieriger. Denn beim Tubeless-Reifen handelt es sich um ein spezielles Laufrad-System.
Etwa seit 2005 hat sich Tubeless bei Mountainbikes etabliert. Anfangs im Profi-Segment, doch auch schon bald bei Jedermann. Bis heute sind Tubeless-Reifen unter 35mm Größe (zB. Rennräder) eher selten. Das liegt vor allem an den engen Toleranzen zwischen schmalem Rennradreifen und Felge. Doch für 2021 ist ein Durchbruch des Tubeless-Rennradreifens zu erwarten. Wenn die meisten Profi-Teams von Tubular auf Tubeless wechseln. Ob das dann Geschichte schreibt bleibt noch offen.
KURZ
Vorteile des Tubeless Systems:
- Pannensicherheit
- Besseres Handling durch geringeren Luftdruck (Stoßabsorbierung/Federung)
- Geringerer Laufwiderstand (weniger Reibung durch innenliegenden Schlauch)
- Geringeres Gewicht (in der Regel; bei älteren und günstigeren Systemen nicht immer garantiert)
Nachteile des Tubeless Systems:
- Höherer Aufwand zur Installation (Einstiegshürde)
- Höhere Wartung (Erneuern der abdichtenden Latex-Milch)
- Bis heute (2021) geringere Auswahl an Produkten
Weniger Innendruck, höherer Pannenschutz – ideal am Mountainbike
Der anfängliche Vorteil der Tubeless Reifen beim Fahrrad bestand darin, dass sie sich mit sehr viel weniger Innendruck aufpumpen lassen, ohne an Performance einzubüßen und gleichzeitig aber eine sehr viel höhere Pannensicherheit aufweisen – welche bei Reifen mit geringem Innendruck in der Regel eher geringer ist. Dadurch eignen sie sich am besten bei Mountainbikes, bei denen man mit dem geringeren Innendruck über mehr Grip verfügt. Der zusätzliche Pannenschutz, der sich durch das System ergibt, ist im Vergleich zu herkömmlichen Reifen absolut unschlagbar. Dank der innenliegenden Dichtmilch ist der Tubeless Reifen gar in der Lage, sich selbst zu heilen – kleinere Löcher werden innerhalb von Millisekunden vom flüssigen Dichtmittel behoben. Zudem entweicht die Luft bei einer Beschädigung sehr viel langsamer, als sie es bei einem beschädigten Fahrradschlauch tut.
Tubeless Reifen für das Rennrad
Nun gibt es aber auch vereinzelt Tubeless Reifen, die auch im Alltag und am Rennrad geeignet sein sollen. Vor allem Schwalbe ist ein Vorreiter dieser neuen Technologie. Angeblich hätten ihre neuen Tubeless Rennradreifen weniger Rollwiderstand und somit mehr Speed als normale Rennradreifen und würden sogar noch weniger wiegen, als es ein normales Laufradsystem.
Der geringere Rollwiderstand ist physisch dadurch begründet, dass der Schlauch im normalen Reifen ebenfalls eine Reibung erzeugt. Beim Tubeless gibt es weniger Teile die beim Kontakt des Reifens mit dem Asphalt verformt werden und Reibung erzeugen. Ein Vorteil der sehr Naheliegend ist, dennoch sind Tubular Reifen im Peloton noch beliebter als Tubeless.
Der große Erfolg des Tubeless im Profi-Bereich bleibt noch aus – doch bei bisherigen Innovationen am Fahrrad war es öfter so, dass es dauerte, bis sie auf breiter Fläche Anerkennung fanden. Konservative Radsportler sind gerade im Rennsport zu finden – aber die meisten Fahrradtechniker glauben auch hier an einen Siegeszug des Tubeless in naher Zukunft.
Alle Updates auch für das Jahr 2021 findet ihr hier verlinkt – Im Themenschwerpunkt:
Komplexer Umbau
Ein möglicher Grund für das Zögern vieler Radfahrer, die neue Technologie auszuprobieren, besteht in der Komplexität des Umbaus. Denn beim Tubeless Reifen handelt es sich eigentlich nicht bloß um den Reifen – das gesamte Laufrad muss mit dem System kompatibel sein. Man kann die schlauchlosen Reifen nicht auf alle Felgen montieren – durch das Tubeless-Konzept müssen die Seitenwände der Felgen nämlich einem viel höheren Druck standhalten, als es normale Felgen tun. Deshalb muss man sich vor einem Umbau darüber informieren, ob die Felgen kompatibel sind – oder „tubeless-ready“, wie man sie auch bezeichnet.
Normale Felgen können ebenfalls zu Tubeless-Felgen umgebaut werden. Jedoch ist das ein Fall für Bastler und Tüftler. Sogar mit haushaltsüblichem Duct-Tape (oder Gewebeklebeband) meinen einige ihre Felge zu einem Tubeless System umfunktioniert zu haben. Jedoch ist das kein Patentrezept und wird einige Versuche (Trial-and-Error) brauchen.
Eine ausführliche Montage-Anleitung findet ihr im Themenschwerpunkt:
Kurz – Was braucht man für den Umbau?
Kurz gesagt sind es:
- Tubeless-Felgenband (Abdichten der Felge)
- Tubeless-Milch (Innere Abdichtung, Pannenschutz)
- Tubeless-Ventile (Ventile kommen separat)
- Standpumpe mit Druckbehälter oder Kompressor (in seltenen Fällen reicht die Standpumpe allein)
- Tubeless-geeignete Reifen (nicht alle Reifen sind kompatibel, siehe Produkte und Tipps zu Standards unten)
Selbst wenn die Felgen tubeless-ready sind, braucht man womöglich noch ein Tubeless-Felgenband. Denn die Felgen müssen zusätzlich luftdicht sein, damit das System funktioniert. Manche Felgen haben aber Löcher, obwohl sie tubeless-ready sind.
Dann braucht man ein Tubeless-Kit, das folgendes Material beinhaltet: Tubeless-Ventile, Dichtflüssigkeit und Montageflüssigkeit (oder „Montagefluid“). Diese Montageflüssigkeit kommt bei der Montage der schlauchlosen Reifen auf den Felgen zum Einsatz – sie bieten einen Gleitfilm, um die Reifen mit Erfolg über die Felgen zu stülpen. Viele Handwerker empfehlen bei widerspenstigen Reifen aber als Alternative: Seifenlauge.
Doch auch damit ist es oft nicht getan – man benötigt in manchen Fällen noch eine hochwertige Hochdruck-Luftpumpe oder einen Kompressor, mit denen man möglichst viel Luft auf einmal in den Reifen pumpen kann. Damit das Tubeless-System funktioniert, haben die Tubeless Reifen nämlich sehr viel dickere Reifenwülste und die Felgen haben spezielle Innenräume, um die Reifen luftdicht zu fixieren. Abhängig vom jeweiligen Reifen und der Felge benötigt man eventuell einen starken Hochdruck-Schub, um die Reifen an der Felge zu fixieren.
Folgende zwei Beiträge stellen Alternativen vor, wie man viel Luft mit einem Schlag in den Reifen bekommt. Eine Alternative zum selbst basteln und fertige Produkte von der Stange:
Wenn die Tubeless-Reifen einmal fixiert sind, lassen sie sich aber mit allen herkömmlichen Fahrradpumpen aufblasen!
Hier findet ihr noch mehr Tipps zu den einzelnen Bestandteilen (wie Tubeless Dichtmilch, Felgenband, usw.):
Lohnt sich der Tubeless-Reifen an meinem Fahrrad?
Ob Tubeless-Reifen wirklich einen Leistungsanstieg bringen, ist diskutabel. Die Tendenz scheint zu schlauchlosen Reifen zu gehen – doch ob sich der Umsprung jetzt schon lohnt, kann nicht so leicht beantwortet werden. Viele Radfahrer stellen tatsächlich höhere Geschwindigkeiten fest – doch die meisten Tubeless-Tester befinden sich im Mountainbike-Bereich.
Was sich auf jeden Fall sagen lässt: Die Tubeless-Reifen sind pannensicherer als alle anderen Reifen. Doch sie sind auch teurer und komplexer in der Montage. Es macht Sinn, sie an einem neuen Fahrrad auszuprobieren – denn die tubeless-ready Felgen sind auch mit normalen Reifen kompatibel. Somit kann man notfalls wieder zu konventionellen Reifen wechseln, ohne die Felgen auszutauschen.
Überblick über Tubeless-Reifen
Diese Tabelle gibt einen Überblick über Tubeless-Reifen, die sich für das Rennrad, Stadtrad oder Trekkingrad eignen. Da die Mehrzahl der neueren MTB-Reifen tubeless-ready sind, findest Du die Tubeless-MTB-Reifen hier bei uns: Mountainbike-Reifen im Überblick.
Wie man sieht, sind schon einige vorstellbare Tubeless-Möglichkeiten für das Rennrad auf dem Markt – doch im Trekkingbereich wird man mit Slim-Varianten von MTB-Reifen auskommen müssen.
Bei den Gewichtsangaben muss man bedenken, dass man sich hier das Gewicht des Fahrradschlauches spart.
Letzte Aktualisierung am 10.05.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Überblick über Tubeless-Umbau-Werkzeug
Passend dazu auch ein Überblick zu verschiedenen Produkten, die beim Umbau auf Tubeless notwendig oder nützlich sind – vom Schwalbe Komplett-Kit bis hin zum preisgünstigen Tesa Tape für die Bastler.
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Tubeless-Systeme: UST, BST, etc.
Es kreisen verschiedene Abkürzungen umher im Tubeless-Marketing. Tatsächlich gibt es aber nur zwei verschiedene Tubeless-Systeme: UST und Tubeless-Ready. Manche zählen noch ein drittes Tubeless-System: Hier nutzt der waghalsige Fahrradbastler einen gewöhnlichen Standardreifen, den er mit Dichtmilch tubeless macht.
Update 2020:
Neben UST gibt es seit 2020 auch einen zusätzlichen neuen Standard. Dieser ist vor allem für Rennradreifen relevant. In einer ETRTO Arbeitsgruppe wurden zwei Begriffe als neuer quasi-Standard für Felgen und Reifen mit besonders engenen Toleranzen etabliert: TSS (Tubeless Straight Side) und TC (Tubeless Clincher). Dies sind offizielle Begriffe, die man nur verwenden darf, wenn man tatsächlich den abgestimmten Normen folgt. Unten die Definition dieser.
Alles Andere ist Marketing. Hier ein Überblick über die beiden Tubeless-Systeme und andere Abkürzungen im Tubeless-Bereich.
Tubeless-Systeme und Standards
UST: UST steht für Universtal System Tubeless. Ein UST-Reifen ist ein reiner Tubeless-Reifen, der nur mit luftdichter UST-Felge gefahren werden sollte. UST-Reifen besitzen eine luftdichte Butylschicht und sind, sofern auf UST-Felgen befestigt, auch ohne Dichtmilch fahrbar. Man kann trotzdem zusätzlich Dichtmilch einsetzen. UST-Reifen werden vor allem im MTB-Sport benutzt.
Tubeless-Ready: Tubeless-Ready-Reifen können mit Schlauch gefahren werden oder man wandelt sie mithilfe von Dichtmilch in Tubeless-Reifen um.
TSS: Tubeless Straight Side ist eine neue Norm, die noch relativ jung ist (2020). Diese beschreibt Felgen ohne Haken an der Flanke, wodurch die Reifen besser mit Felgen kompatibel sein sollen. TSS Felgen haben einen max. Druck von 5 Bar.
TC: Tubeless Clincher ist eine Norm, die ebenfalls sehr jung ist (2020). Diese soll besonders gut mit TSS-Felgen kompatibel sein. Es ist zu erwarten, dass vor allem schmale Rennradreifen diesem Standard folgen werden.
Road UST: Road UST (oder UST-Road) ist eine spezielle Untergattung von UST, die von Mavic benutzt wird. Dies sind spezielle Laufradsätze für das Rennrad mit passenden Reifen. Die Betonung liegt hier auf passend: Die Reifen sollen von der Manifaktur her extrem genau zu den Felgen passen.
BST: BST steht für „Bead Socket Technology“ und ist kein eigenständiges Tubeless-System. Es handelt sich hier um eine spezielle Felgentechnologie von Stan’s NoTubes Felgen. Die Felgen sollen genauer zur Form der Reifenwülste passen, wodurch eine bessere, luftdichtere Einheit gewährt werden soll. BST ist speziell für MTB-Reifen mit höchstens 3,1 Bar Luftdruck. BST-Felgen passen zu allen Reifen – es gibt keine speziellen BST-Reifen.
BST-R: BST-R ist die seltenere „Road“-Version von BST und wurde ebenfalls von Stan’s NoTubes konzipiert. BST-R Felgen sind also für das Rennrad konzipiert und halten bis zu 7,9 Bar Luftdruck aus. Die Avion Pro Tubeless Laufräder sind ein Beispiel für BST-R-Felgen.
Tubeless-Reifen: Endlich ein Vollgummireifen?
Bei der Vorstellung eines schlauchlosen Reifens denkt man womöglich zuerst an einen Vollgummireifen: ein Reifen, der komplett mit Gummi befüllt ist anstelle eines Luftraums. Aber das ist Unsinn. Im 19. Jahrhundert gab es zeitweise Fahrräder mit Vollgummireifen. Aber das ist alles andere als effizient. Der moderne Tubeless-Reifen bildet einen luftdichten Raum zwischen Reifen und Felge. Wenn man einen Tubeless-Reifen aufpumpt, pumpt man Luft in den Zwischenraum zwischen Reifen und Felge. Deshalb benötigt man neben dem Reifen auch eine spezielle „tubeless-ready“-Felge.
Wer aber interessiert an einem richtigen Vollgummireifen ist, der kann sie an den Leihbikes gewisser Asia-Anbieter wie Obike oder Gobee.bike ausprobieren. Diese sind unter anderem in Frankfurt und München zu finden. Aber Erfahrungsberichte zeigen: Mit den Vollgummireifen macht es keinen Spaß. Schließlich benutzt man sie nur, weil sie pannensicherer sind und die in Fernost befindlichen Anbieter sich so die Reparaturkosten sparen.
Fazit
Tubeless-Reifen und Vollgummireifen sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Tubeless ist eine Innovation der letzten Jahrzehnte, während echte Vollgummireifen ein Rückschritt in das 19. Jahrhundert darstellen.
Weitere Tubeless Themen findet ihr in diesen Beiträgen:
FAQ
Zum Abdichten der Felge sollte man spezielles Tubeless-Felgenband verwenden. Man findet zwar immer wieder Umbau-Spezialisten, die Tesa-Film oder ähnliches verwenden, aber ob das auf Dauer hält, ist fragwürdig. Außerdem sollte das Felgenband speziell zur Breite der Felge passen, damit es auch sicher sitzt. Mehr dazu erfährst Du hier: Tubeless-Felgenband.
Bei “Tubeless Easy” handelt es sich um eine neue Technologie von Schwalbe, die den Umbau zu Tubeless erleichtert. Konkret handelt es sich um eine spezielle Seitenwand, die luftdichter ist. Denn bei Tubeless-Reifen kann es schwierig sein, genug Luft in den Zwischenraum zwischen Reifen und Felge zu bekommen, um den Reifen in die richtige Position zu bekommen. Tubeless Easy-Reifen erleichtern diesen Schritt.
Bei Tubeless handelt es sich um ein neues Laufradsystem – Reifen und Felge bilden eine luftdichte Einheit. Dabei spart man sich also den Fahrradschlauch. Dies bietet eine unvergleichbare Pannensicherheit. Dafür benötigt man sowohl einen speziellen Reifen als auch eine luftdichte Felge.
Tubeless-taugliche Reifen müssen explizit vom Hersteller als Tubeless-Ready gekennzeichnet sein! Auch sind viele Reifen als tubeless und als nicht-tubeless erhältlich. Wenn man beim Reifen also kein Anzeichen dafür findet, sollte man da nachfragen, wo man das Fahrrad bzw. die Reifen her hat. Die meisten neuen MTB-Reifen sind tubeless-ready, aber eben noch nicht alle. Deswegen sollte man sich vor dem Umbau informieren.
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