Magene ist ein etablierter Player im Segment der Fahrradkomponenten. Herzfrequenzmesser, Carbon-Hochprofil-Felgen und eben auch Powermeter sind im Sortiment der chinesischen Gesellschaft. Erstaunlicherweise hat Magene sich entschieden ihre dritte Generation der Powermeter-Kurbeln CP 325 über Kickstarter an den Markt zu bringen. Bei etablierten Produkten eigentlich kein gängiger Weg. Ich habe mir diesmal den leidigen Weg des Versuchskaninchens erspart und die CP 325 für euch nach dem Release getestet. Und sie machen einiges besser, als es zur Produktvorstellung den Anschein gemacht hat.

Magene Ltd.

Die Qingdao Magene Intelligence Technology Co., Ltd. – die Firma hinter der „Magene“-Marke, die seit 2015 sich einen Namen im Bereich Fitness und Sport gemacht hat. Mittlerweile gibt es Fahrrad GPS-Computer, High End Carbon-Laufradsätze, Komponenten, Hometrainer, usw. – man könnte meinen es wäre ein großer Konzern. Jedoch findet man gar nicht so viele detaillierte Reviews oder Beschreibungen auf den einschlägigen Kanälen. Auch in den Fachzeitschriften erwähnen Produkte dieser Marke nicht, einen Test der Laufräder oder Powermeter findet man nicht in den typischen Vergleichstabellen.

Jedoch ist der Kundenstamm mittlerweile bei Millionen Nutzern. In den Ecommerce-Portalen (Amazon, Younameit,… ) findet man die Produkte immer weit oben. Das erwähnte Kickstarter-Projekt wurde innerhalb kürzester Zeit finanziert, mehrere tausende Käufer gab es für die CP 325 Powermeter-Kurbeln.

Ein etablierter Player eigentlich. Doch man muss seine Erwartungshaltung vielleicht etwas anpassen. Die Platzierung dieser Marke in Relation zu den etablierten Marken wie Wahoo, Garmin, etc. ist durchaus eine andere.

Der Preis: die Produkte werden zu einem Kampfpreis angeboten, man will ganz klar den Markt unterbieten.

Die Qualität: Ausreichend, der Kundensupport ist auch gegeben. Wenn auch dies nicht die Stärke solcher Marken ist.

Und das ist das, was ich zumindest in meiner Recherche soweit finden konnte. Magene ist eine dieser Marken, die Hochglanz-Produkte vorstellt die „Best of the Range“ sein sollen. Die Preise ziehen auch langsam an, die Kurbeln, GPS-Fahrradcomputer, etc. sind mittlerweile etwa im gleichen Segment wie die Konkurrenz, aber noch immer 10-20% günstiger. Viele Käufer sehen sich im Konflikt: lohnt es sich, hier etwas zu sparen, aber am Ende in der Qualität Abstriche machen zu müssen?

Entweder die Preise sind wirklich unschlagbar, oder aber die Produkte erfüllen das gleiche Qualitätsniveau wie die großen Namen. Mein Test im Folgenden ist vielversprechend, was die Qualität angeht.

Magene P325 CS Lite Power Meter Crankset

Die vollen Specs der beidseitig messenden Powermeter-Kurbeln findet ihr wie folgt.

EigenschaftBeschreibung
Autom. KalibrierungJa
WasserschutzIPx7 – Spritzwassergeschützt
Wattmessung0 – 2500 W, Beidseitig
Kadenzmessung20 – 240 rpm
VerbindungANT+, Bluetooth BLE 4.2
Batterielebensdauer200h (Herstellerangabe); Lith.Ion Akku
Messgenauigkeit1,5% (+ / -) Abweichung
Gewicht760g (Herstellerangabe)
Kompatible Kettenblätter50/34, 52/36 und 53/39 (vom Hersteller, evtl. mit anderen Kompatibel)
GrößenKurbeln in 165mm, 167,5mm, 170mm, 172,5mm und 175mm Länge.
Kompatibel mitBB86 und anderen Tretlagern, 24mm Spindel (Shimano);
10 oder 11 Gang Kompatibel, zu Shimano und SRAM Schaltung kompatibel
Weitere MessdatenBalance (Links/Rechts-Verteilung, Kadenz, Pedal Smoothness, Drehmoment Effektivität

Fail im Test – GPLama (Shane Miller)

Im renommierten YT-Channel des Shane Miller aka GPLama gab es zu den Magene CP 325 sehr berechtigte Kritik an den Kurbeln. Die dort erwähnten Punkte sind echte Showstopper, wenn man sie in der Fertigung nicht adressieren würde. Insgesamt gab es 3 Punkte, die das Produkt in einem wirklich schlechten Licht haben stehen lassen: seitlich flexende Kurbeln, schräge Bohrung der Pedalaufnahme (Gewinde) und ungenaue Watt-Daten bei Sprints. Diesen Punkten bin ich ebenfalls im Detail nachgegangen, um zu prüfen, ob sie eventuell bei meiner Generation schon beseitigt wurden. Ich war überrascht über das Ergebnis.

Flexende Kurbel

Miller hat aufgezeigt, dass sein Modell (welches vorzeitig, noch bevor das Kickstarter-Projekt abgeschlossen war, zum Test bereitgestellt wurde und vermutlich ein Modell vor der Massenfertigung und folgenden Produktionslinien war) sehr flexibel war. Man kann genau sehen, wie die Kurbel sich zum Rahmen hin mit etwas kraft biegen lässt. Zum Vergleich konnte man die gleiche Übung mit anderen Kurbeln nachstellen und keine solchen Flex erkennen. Unschön.

Zum Glück kann ich sagen, dass dieses Problem bei meinem Modell nicht mehr besteht. Die Kurbel ist sehr steif und anders als im Video von GPLama nicht annähernd so flexibel. Ich sehe auch keinen Unterschied zu anderen Kurbeln im direkten Vergleich in meiner Werkstatt, zB. von Shimano Ultegra.

Insofern: der Punkt scheint behoben worden zu sein.

Schiefe Pedalaufnahme

Symbolbild. Pedale werden an ihrer Achse in die Kurbel eingeschraubt. Diese Achse muss waagerecht sein, auch wenn die Kurbel einen Versatz zur Seite hat (um den Kettenstreben und Kette Platz zu machen).

Ebenfalls sehr unschön an dem sonst sehr schicken Design der CP 325 ist, dass GPLama nachweislich zeigen konnte, dass die linke Kurbel an der Aufnahme nicht korrekt die Pedale aufnimmt. Je nachdem ob die Kurbel auf 0 oder 6 Uhr positioniert wurde, das Pedal hatte eine Schiefstellung (gekippt um + bzw. – 1°). Auch hier kann man sich vorstellen, dass das für potentielle Kunden sehr abschreckend ist.

Und entsprechend habe ich den Test wiederholt. Fahrrad inkl. Kurbel und Pedal gerade auf 0° Winkel ausgerichtet. Dann von 0 – 3 – 6 und 9 Uhr gedreht. Mehrmals. Der Winkel war konstant gleich, auf allen Stellungen. Puh.

Ergebnis: Auch hier hat Magene das Feedback scheinbar erhalten und in die Produktion zurückgegeben zu haben. Das sind soweit erfreuliche Nachrichten.

Genauigkeit der Watt-Werte – Meine Tests

Ich habe die Kurbeln bei mittlerweile über 500km getestet. Bei zwei Fahrten habe ich die Aufzeichnung mit anderen Watt-Messungen verglichen, indem mehrere separat laufende Meter mitliefen. Einmal im Vergleich von einem Wahoo Kickr, Garmin und den PC 325 (Indoor) und ein weiteres Mal bei einer Ausfahrt draußen.

Alle Daten wurden durch R (rStudio) ausgewertet, dabei habe ich die „Rohdaten“ als FIT-Files exportiert und dann jede Messung pro Zeitstempel verglichen.

Vergleich Magene PC 325 vs Wahoo Kickr vs Garmin Rally

Zwift Symbolbild 🙂

In meinem Indoor-Test habe ich gleich drei Unabhängig voneinander messende Powermeter mitlaufen lassen. Jedes mit einem andere Computer verbunden, welches die Fahrt auf Zwift indoor aufgezeichnet hat.

Beim ersten Test hat der Kickr-Core über den ERG-Modus die Kraft (Widerstand) vorgegeben, weshalb das Ergebnis sehr homogen aussieht. Die Wattwerte des virtuellen Trainingsplans werden für jede Sekunde in konsistenten Blöcken vorgegeben. Wodurch die Graphen sehr smooth aussehen:

Die Wahoo Kickr Linie kann man eigentlich ignorieren, da diese im ERG-Modus eingestellt ist und automatisch versucht einen Wert vorzugeben auch wenn ein abweichender Wert gemessen wird. Es wird eher als Signal zum Anpassen des Widerstands genutzt. Hingegen der Vergleich der Rally Pedale und Magene Kurbeln ist sehr spannend. Beide kommen gerade in der Spitze (Sprint) auf stark unterschiedliche Werte. Garmin misst generell etwas höhere Werte.

Im Detail haben aber sowohl Garmin als auch Magene sehr sehr gute Überlappungen. Die Kurven liegen fast perfekt übereinander. Kleinere Abweichungen sind da aber vernachlässigbar. Es gibt keinen Totalausfall.

Vergleich Magene PC 325 vs Garmin Rally (Outdoor)

Beim zweiten Test (Outdoor) habe ich wieder die Garmin Rally und die PC 325 ins Rennen geschickt. Auch hier sieht das Ergebnis sehr gut aus.

Zwei Graphen aber beide bilden die selbe Fahrt (Test) ab. Links habe ich ein Smoothing-Funktion angewandt um die Unruhe aus den Daten etwas überschaubarer zu machen. Im Bild rechts sind alle Datenpunkte ohne Aggregation zu sehen.

Meine Erkenntnis daraus ist, dass die Aufzeichnung mit beiden Powermetern (Garmin Rally und Magene PC325) sehr sehr gut ist. In beiden Fällen werden die kurzen Spitzen immer erkannt, egal ob die Kraft kurz komplett abfällt (weil ich aufhöre zu treten) oder dann genauso kurz eine Spitze hat (weil ich beschleunige). Auch der kleine Sprint am Ende wird gut erkannt. Betrachtet man die Daten etwas aggregiert (linker Graph) sieht man, dass die Daten im PC 325 etwas „ruhiger“ sind und auf Veränderungen nicht so extrem reagieren.

Daraus leite ich ab, dass beide Powermeter sehr gut für die Wattmessung geeignet sind und korrekte Werte ausliefern. Welcher von beiden hier „korrekter“ ist kann man nicht sagen, es ist keiner der Sieger. Auf jeden Fall aber haben wir keinen Verlierer, der offensichtlich ganz falsche Werte zeigen würde.

Magene PC 325 – Test der Installation und Anwendung

Die Magene Kurbeln sind, wie zu erwarten, ein sehr feingeschliffenes Produkt. Von Verpackung bis hin zur App. Alles funktioniert tadellos. Hier die Schritte vom Auspacken bis zum fahrbereitem Fahrrad.

Unboxing und Installation der Powermeter-Kurbeln

Es liegt dem Paket eine Anleitung bei. Die Installation ist aber sehr leicht und es wird kein besonderes Werkzeug benötigt. Lediglich etwas Fett muss man auf die Tretlagerwelle (welche im Inneren des Tretlagers läuft) auftragen, damit alles rund läuft und sich nicht mit der Zeit festfrisst.

Die Kurbel mit Welle (24mm) wird in das Tretlager installiert (eingeschoben). Auf der linken (zum Antrieb abgewandten) Seite wird die entsprechende Kurbel montiert. Man braucht den etwas ungewöhnlichen 10mm Sechskant (Inbus) Schlüssel, welches nicht bei allen (haushaltsüblichen) Sets dabei ist. Die Kurbel wird dann noch mit einem 5mm Inbus fixiert. Das geht sehr leicht und ist in ein paar Minuten erledigt.

Zum Aufladen der beidseitigen Wattmessungssensoren liegt ein Ladekabel bei. Diese sind magnetisch und klicken sich selbst fest. Eine LED zeigt den Ladestatus an.

Soweit so gut. An der Hardware-Front klappt alles soweit einwandfrei, doch wie sieht es mit der Software aus? Jetzt wird es etwas spannender.

Es gibt eine App für geläufige Smartphone-Betriebssysteme. Auf den ersten Blick funktioniert alles auch ohne Probleme. Die Powermeter können gefunden und hinzugefügt werden. Man muss aber einen Account bei Magene eröffnen. Dazu wird ein Bestätigungscode an die hinterlegte Email-Adresse verschickt. Beim ersten Mal klappt es ohne Probleme.

Später möchte ich wieder die App öffnen, doch diesmal klappt es nicht mehr ganz so gut. Die Powermeter sind zwar zu sehen, aber eine Verbindung klappt nicht mehr. Es poppt ein Fehler mit einer Meldung in Chinesisch auf.

Ich kann mich auch nicht wieder einloggen. Der Bestätigungscode kommt jetzt nicht mehr, egal wie häufig ich ihn anfordere. Passiert auch bei anderen Anbietern heutzutage, also muss ich später wiederkommen.

Der Fehler war nach ein paar Tagen überwunden und ich konnte die App wieder normal benutzen. Ganz so prickelnd war diese Erfahrung aber nicht, da ich als Nutzer keinerlei Infos oder lesbare Fehlermeldung (in der Sprache meines Accounts) erhalten habe.

Ergebnisse der Tests

Die wesentlichen Ergebnisse habe ich bereits oben vorweggenommen. Sowohl die Punkte der flexenden Kurbeln, der schrägen Pedalaufnahme und der Wattwerte sind alle soweit behandelt und behoben.

Zur Akkulaufzeit kann ich soweit sagen, dass der Akku eine gute Laufzeit hat. Bei der längsten Ausfahrt (180km und 6h Bewegungszeit und 7,5h verstrichener Zeit) wurde der Akku vorher voll geladen. Danach lag die Ladung noch bei über 80%, der Verbrauch war etwa zwischen 5-10%.

Insgesamt auch hier ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis.

Verarbeitung und Qualität sind auch sehr gut. Magene ist ein etablierter Player im Markt und kann es sich ebensowenig leisten das Vertrauen der Kunden zu verlieren, wie es bei allen anderen bekannten Marken auch ist. Sie werden nicht von heute auf morgen untertauchen und kurze Zeit später mit einem neuen Namen und Logo auftauchen. Dazu ist das Investment in diese Marke über die letzten fast 10 Jahre zu groß.

Die Kurbeln selbst sind kein Leichtgewicht, jedoch machen einen sehr soliden Eindruck. Die Kettenblätter haben alle Features, die man von einem hochpreisigen Produkt erwarten würde: Steighilfen zwischen den beiden Kettenblättern (besser Performance der Schaltung) als auch ein Sicherheitspin, der beim Abfallen der Kette verhindert, dass diese sich zwischen Kurbelarm und Kettenblatt festsetzen kann. Alles soweit sehr gut.

Conclusion – Kann ich die Magene PC 325 weiterempfehlen

Ja, die Magene PC 325 sind ein sehr gutes Produkt und haben keine Mängel die mich vom Kauf abschrecken würden. Es ist klar ein preiswertes Produkt in dem man auch etwas Risiko eingeht. Einen Grund vom Kauf streng abzuraten sehe ich hier nicht.

Noch mehr Powermeter-Themen findet ihr unten verlinkt. Was denkt ihr über die Magene Powermeter? Schreibt mir in den Kommentaren.