In diesem Beitrag

Mit Notfällen rechnet man nicht – sonst wäre man ja immer vorbereitet. Doch ist es nur arrogant oder ignorant zu sagen: ich bin 10.000km Rad gefahren und habe kein Pflaster gebraucht? Nein, es kommt viel mehr auf den Einsatzzweck an. Wie auch eine spontane Umfrage in diversen Communities auf Facebook ergibt. Wie viele Radfahrer ein Erste-Hilfe-Set dabei haben kommt ganz drauf an, wie man unterwegs ist. Und viele Sicherheitsfaktoren drehen sich um ganz andere Fragen, als nur ein paar Pflaster, Druckverbände oder Rettungsdecke.

Wie lange liegt euer letzter Erste-Hilfe-Kurs zurück? Und ist das Handy im Notfall nicht sowieso viel wichtiger als ein Pflaster? Das sind richtige und wichtige Einwände. Der Erste-Hilfe-Kurs kann im Notfall viel mehr Wert sein, da man schneller reagiert und Hilfe leisten kann. Einen Verbandskasten wird jeder Autofahrer zur Verfügung stellen (müssen – ja, laut Gesetzt sind Autofahrer zur Hilfe verpflichtet und der Verbandskasten ist ebenfalls immer verpflichtend an Bord).

Doch für kleinere Unfälle kann eine Rettungsdecke, Druckverband und ein paar Einweg-Handschuhe sehr hilfreich sein, zB. um einen PECH-Verband kreativ aus dem was die Umgebung hergibt zu basteln – Matsch, feuchte Erde oder was da ist in den Handschuh füllen und auf die betroffene Stelle legen zum Kühlen. Sowas geht nur, wenn man auch zumindest ein kleines Erste-Hilfe-Set dabei hat.

Ein Praxisbeispiel gibt es aus dem Podcast “ Die Wundersame Fahrrad Welt“ von Johanna Jahnke. Hier berichtet sie in der Ausgabe vom 14. Aug 2020 von einem Sturz beim Rennradtraining. Und sobald jemand verletzt auf dem Boden liegt oder eben sitzt, dann merkt man schnell, dass die Umgebungstemperatur gar nicht so hoch ist wie man gerade im Training noch meinte. Denn beim aktiven Radfahren ist immer viel Bewegung und damit entstehende Hitze dabei. Im bewegungslosen Zustand kann man sich schnell unterkühlen. Gerade wenn man auf einen Rettungswagen wartet. Wo dann eine Rettungsdecke sehr hilfreich war. Solche praktischen Erfahrungen helfen eben nicht allzu leichtfertig und besser vorbereitet unterwegs zu sein.

In diesem Beitrag zeige ich verschiedene Angebote von bekannten Herstellern. Und wie man sich die wichtigsten Dinge auch selbst zusammenstellen kann. Es braucht gar nicht so viel. Und nicht alle Sets haben genau das, was für euer Abenteuer notwendig sein wird.

Die PECH Regel

Die Vorbereitung auf einen Unfall in einem Kurs ist unersetzlich. Denn meist ist es gar nicht das Matarial das fehlt. Sondern jemand der schnell und souverän reagiert. In einem Kurs kann man diese Wissenslücke und Fähigkeit zumindest etwas auffrischen und üben. Ansonsten hilft eine kleine Eselsbrücke sich die wesentlichen Schritte zu merken. Auch bekannt als PECH:

  • Pause einlegen. Verletzten oder Verletzung ruhig stellen, evtl. das Adrenalin abbauen lassen.
  • Eis auflegen. Bei Schwellungen hilft im ersten Moment immer die betroffene Stelle zu kühlen.
  • Compression. Ein Druckverband hilft an der betroffenen Stelle, dass die Gefäße verengt werden und weniger Blut verloren geht.
  • Hochlagern. Das verletzte Körperteil sollte über dem Herz gelagert werden, weil dies den Rückfluss des Bluts verbessert.

Erste-Hilfe-Sets für Radfahrer – Was sagt die Community

In einer spontanen Umfrage hatte ich drei Facebook Gruppen gewählt. Um ein grobes Stimmungsbild zu bekommen (nicht für die valide Statistik). Die drei Gruppen waren eine Rennradgruppe, eine Langstrecken-Tourengruppe und die Gravel-Bike-Germany-Gruppe. Denkbar unterschiedlich fallen die Ergebnisse aus.

Die meisten Rennradfahrer verzichten auf ein Erste-Hilfe-Set beim Radfahren. Beim Gravel-Bike abseits der Straße steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch ein Erste-Hilfe-Set dabei ist. Bei Langstrecken-Radfahrern ist die Quote am höchsten. Dieses Ergebnis ist leicht nachvollziehbar und im Nachhinein auch denkbar. Doch man sollte sich nicht zu sicher fühlen, wie in folgender Geschichte.

Ortlieb Erste Hilfe Set für Radfahrer

Optisch: Top. Ortliebs First Aid Kit.

Das Erste-Hilfe-Set vom deutschen Hersteller kommt in einer radtypischen Roll-Top-Tasche. Die Optik stimmt also schon Mal. Aber wie ist es mit dem Inhalt?

Inhalt des First Aid Kits von Ortlieb:

  • 2x Druckverband (steril abgepackt)
  • 3x Einweghandschuhe
  • diverse Pflaster und zwei Pflasterstreifen zum Zuschneiden
  • Klebeband für Druckverband
  • Anwendungshinweise und Beiheft mit Tipps im Notfall

Was mir in diesem Set fehlt sind ein paar Kleinigkeiten, die man selbst ergänzen kann:

  • eine Rettungsdecke
  • mini Schere
  • Wunddesinfektion

Fazit: Insgesamt ist das Set ganz ok. Könnte aber etwas mehr Inhalt vertragen. Die Tasche ist auf jeden Fall die Stärke von Ortlieb, sie bleiben ihren Kernkompetenzen also treu. Insofern würde ich dieses Set als Grundlage empfehlen. Denn die Tasche kann man auch zusätzlich als Kulturbeutel mit Zahnbürste, Zahnpasta und ein paar kleineren Medikamenten ausstatten. Platz ist darin genug.

Ortlieb Erste-Hilfe-Set First-Aid-Kit Safety Level Regular Tasche, Yellow, One Size
  • Inklusive Verbandset, wasserdichte Hülle aus PU-beschichtetem Nylongewebe mit Rollverschluss, Befestigungsgurte

Letzte Aktualisierung am 13.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Vaude Erste Hilfe Set für Radfahrer

Deutlich umfangreicher und größer ist das Set von Vaude. Zwar richtet sich das Angebot der Vaude an Radfahrer – „Bike Essential“. Doch es ist viel voluminöser als erwartet. Ich hatte mit einer kleinen Tasche gerechnet die ins Radtrikot passen würde. Falsch. Diese Tasche bekommt man in einem engen Bikepacking-Format gar nicht unter. Das wirkt etwas an der Zielgruppe vorbei geplant. Für lange Touren ist die Tasche aber denkbar gut ausgestattet.

Größenvergleich: Die Vaude Tasche mit dem Verglichen was gerade in der Werkstatt ist: Ein Gravel-Fahrradreifen. Die Vaude Tasche ist schon ein echter Brummer.

Insgesamt ist der Inhalt der Vaude Tasche sehr umfangreich und durchdacht. Für Radfahrer ist auf jeden Fall genug dabei, da auch eine Rettungsdecke enthalten ist. Diese ist gerade im Outdoor-Sport sehr nützlich, wenn man mit dünnem Trikot unterwegs ist und stürzt. Denn ein ungeplanter Stopp kann einen im Sport stark aus dem Tritt bringen. Sitzt man erst auf dem kalten Boden dann merkt man erst wie die Umgebungstemperatur ist.

Vaude liefert folgende Bestandteile mit der Bike Essentials Tasche:

  • Rettungsdecke
  • Pflaster zum abschneiden
  • 4m Heftpflaster
  • Schere
  • Einmalhandschuhe
  • Zeckenzange
  • Diverse Druckverband-Auflagen
  • Desinfektionstupfer
  • Sicherheitsklammern

Mir fällt nichts weiter ein was da noch fehlen könnte. Jedoch wird diese Tasche eher im Haushalt eingesetzt als unterwegs. Denn die Größe ist einfach nicht alltagsgeeignet für sportliche Einsätze.

Vaude First Aid Kit Bike Essential Erste-Hilfe, red/White, One Size
  • Handliches Erste-Hilfe-Set mit einer Grundausstattung für kleine Biker Blessuren.
  • Inhalt: Verbandpäckchen, Kompresse, WS Fixierbinde, Pflasterstreifen, Klammerpflasterset, Alkoholtücher.

Letzte Aktualisierung am 13.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Minimalistisches Erste-Hilfe-Set zusammenstellen – auch für Rennradfahrer geeignet

Ich selbst bin meist mit dem Rennrad oder Gravel-Bike unterwegs. Die Touren gehen meist nur ein paar Stunden. Längere Strecken über mehrere Tage sind die Ausnahme, die man ein paar Mal im Jahr unternimmt. Insofern muss das Erste-Hilfe-Set, welches man auch wirklich immer mitnimmt, besonders klein und handlich sein. Damit es in die Trikottasche passt und nicht als Ballast empfunden wird.

Folgende Kleinteile würde ich also immer mitnehmen und als Mini-Setup ständig griffbereit haben.

  • Pflaster: Wiegen nichts und können beim Druckverband als Klebestreifen herhalten.
  • Druckverband: zumindest eine kleine Rolle. Ist nicht groß und wiegt nichts.
  • Rettungsdecke: In ersten der beiden oben vorgestellten Sets fehlte dieser kleine Helfer. Dabei ist diese super leicht und klein. Ich würde dieses Teil immer empfehlen.
  • Schere: Eher optional, aber kann durchaus praktisch sein. Bei längeren Touren würde ich diese immer einpacken.
  • Desinfektionstupfer: Sind klein wie ein Pflaster und ebenfalls hilfreich. Alternativ auch ein Desinfektionsspray, das jedoch etwas unpraktisch aufgrund der Größe.
  • Kopfschmerztabletten: Eher etwas für längere Touren, können aber auch sehr angenehm sein.
  • Zeckenzange: Gibt es auch in der Größe einer Kreditkarte. Hilfreich wenn man Offroad unterwegs ist.

Fehlt nur noch eine wirklich kleine und handliche Tasche die ins Trikot passet. Jemand ein paar Tipps?

Was hab ich noch vergessen? Schreib es in die Kommentare!