Fahrräder werden gestohlen. Genauso wenig, wie man den Lauf der Zeit aufhalten kann, kann man den Diebstahl von Fahrrädern gänzlich verhindern. Der Fahrraddiebstahl gehört zum klein- wie großstädtischen Alltag und man kann davon sicher sein, dass jeden Tag irgendwo im Ort ein Fahrrad geklaut wird (wenn nicht sogar mehrere). In ganz Berlin etwa wurden 2018 mehr als 27.000 Fahrräder gestohlen. In manchen Kiezen ereigneten sich bis zu 500 Fahrraddiebstähle – durchschnittlich also mehr als ein Fahrraddiebstahl pro Tag in der Nachbarschaft. (Quelle: Berliner Morgenpost)
Trotzdem gibt es ganz klare Richtlinien und Tipps, wie man das Risiko schmälert, dass das eigene Rad dran ist. Die folgenden fünf Tipps sorgen für einen nicht zu unterschätzenden Schutz vor Fahrraddiebstahl. Außerdem behandeln wir die Frage, ob das Registrieren bzw. Codieren von Fahrrädern Sinn macht.
1. Das richtige Fahrradschloss
An allererster Stelle sollte man sich Gedanken zum Fahrradschloss machen. Vor allem heutzutage kommen immer mehr modische, leichte und flexible Fahrradschlösser auf den Markt, die nicht einmal für den amateurhaftesten Fahrraddieb eine ernsthafte Herausforderung darstellen. Aber auch bei traditionellen Fahrradschlössern, wie sie schon seit Jahrzehnten tagtäglich über die Theke gehen, gibt es von Schloss zu Schloss drastische Unterschiede, was den Sicherheitsfaktor angeht. Ein klassisches Kabelschloss bekommt ein Fahrradknacker auch mit einem kleinen Bolzenschneider innerhalb von einer Minute auf. Ein massives Bügelschloss hingegen erfordert hingegen ein motorisiertes Power-Tool, um geknackt zu werden. Sehr viel mehr Infos dazu bekommst Du in unserem speziellen Beitrag dazu: Fahrradschloss Test 2019
Dazu möchten wir bloß hinzufügen, dass es gut ist, zwei Fahrradschlösser parallel zu benutzen. Ein Bügelschloss etwa bietet zwar einen sehr guten Diebstahlschutz, man bekommt aber manchmal nicht alles damit abgeschlossen, wenn man das Fahrrad gleichzeitig auch irgendwo anschließen möchte (was man auf jeden Fall tun sollte!). Außerdem wird generell davon ausgegangen, dass es dieser doppelte Schutz für Fahrraddiebe besonders schwer macht – schließlich bräuchten sie wahrscheinlich zwei verschiedene Werkzeuge (und das dazugehörige Know-How), um das Fahrrad komplett zu knacken. Mit einem dünnen, ausfahrbaren Kabelschloss lässt sich auch zusätzlich z.B. der Sattel sichern, indem man das Kabel durch die Sattelstreben führt.
2. Anschließen
Der zweite Tipp lautet schlicht: „Anschließen, nicht bloß abschließen.“ Trotzdem kann man das nicht oft genug betonen. Ein Fahrrad, bei dem man beispielsweise bloß das Hinterrad mit dem Rahmen abschließt, ist das perfekte Diebstahlziel für organisierte Fahrraddiebe. Bedenke: Der Fahrraddieb braucht höchstens eine Minute, um das Fahrrad weit genug zu tragen, damit es schon außer Sichtweite ist. Danach kann der Fahrraddieb das Schloss in aller Ruhe auseinander nehmen – mit genug Zeit ist das ein Kinderspiel, selbst mit ganz einfachen Werkzeugen.
Auch sollten wir die Zivilcourage nicht überschätzen. Schnell genug wird eine Person auf der Straße ignoriert, die zufällig ein abgeschlossenes Rad trägt. Ob das Rad demjenigen gehört möchte man oft gar nicht herausfinden und schaut schnell weg.
3. Teile sichern
Oft kommt es auch nicht zum Diebstahl des ganzen Fahrrads, sondern nur von bestimmten Teilen, wie die Räder, der Sattel oder Anbauteile am Lenker. Die sind in aller Regel überhaupt nicht gesichert und können also praktisch ohne jeglichen Aufwand mitgenommen werden. Schnellspanner sind daher besonders unvorteilhaft an einem Fahrrad, das auch öfters draußen stehen muss. Aber auch einfache Inbusschrauben stellen natürlich kaum ein Hindernis dar. Wer Torx-Schrauben an den Fahrradteilen hat, hat da zumindest schon einen kleinen Vorteil, da sie immer noch etwas selten sind. Trotzdem ist es schon ziemlich riskant, wenn man sich alleine darauf verlässt, wenn man ein Fahrrad mit teurem Sattel und teuren Reifen länger draußen stehen lässt.
In diesen Fällen macht es Sinn, sich spezielle Sicherheitssysteme wie von Pitlock zu besorgen, um Schnellspanner und Schraubenverschlüsse zusätzlich zu sichern. (Webseite von Pitlock: pitlock.de)
Wir haben aber noch einen einfacheren Tipp, um zumindest Sattelstützschrauben diebstahlsicher zu machen: Du kannst einfach die Schraubenköpfe mit Heißkleber füllen. Damit lassen sich die Schrauben nicht ohne größeren Aufwand öffnen. Der offensichtliche Nachteil besteht darin, dass man selber auch den Heißkleber abkratzen muss, falls man den Sattel mal verstellen oder austauschen möchte. Dieser Tipp eignet sich also vor allem, wenn man sich einen neuen teuren Sattel besorgt hat (wie die Ledersättel von Brooks) und man sicher ist, dass der Sattel richtig eingestellt ist. Wenn es doch dazu kommt, dass man den Heißkleber abmachen möchte, gibt es Haushaltstipps dazu online, wie etwa hier: Heißkleber entfernen bei kreativraum24.de.
Wer soweit nicht gehen möchte sollte zumindest aber die Schnellspanner gegen werkzeugbasierte Varianten tauschen. Gerade die höhe der Sattelstütze stellt man selten um, wozu also ein Schnellspanner?
- diebstahlsicher
- Vorderradnabe (Einbaumaß 100mm)
- Hinterradnabe (Einbaumaß 130-135mm)
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4. Clever sein
Zum Vorbeugen von größeren Verlusten durch Fahrraddiebstahl gehört auch das richtige Verhalten. Das schließt verschiedene Sachen mit ein.
Einerseits ist es etwa sicherer, wenn man das Fahrrad an gut sichtbaren Orten abstellt, bei denen ein reges Treiben herrscht. Demzufolge kann man das Diebstahlrisiko auch anhand der Jahres- und Tageszeit vorherbestimmen; das Risiko steigt natürlich, wenn es draußen dunkel ist und weniger Leute auf der Straße sind. Man sollte sich auch überlegen, wie oft und wie lange man das Fahrrad draußen stehen lässt. Wir wollen damit nicht sagen, dass Du weniger Fahrrad fahren solltest – bloß ist es eventuell sinnvoller, wenn Du dir ein günstigeres (gebrauchtes) Zweitfahrrad besorgst, das Du für solche Zwecke einsetzt.
Man sollte außerdem versuchen, das Fahrrad nicht immer am gleichen Ort abzustellen. Wer regelmäßig einer solchen Routine folgt, geht das Risiko ein, dass das von potentiellen Fahrraddieben auch bemerkt wird. Vor allem bei kostbaren Fahrrädern kann das Fahrrad einem potentiellen Fahrraddieb ins Auge fallen – falls dieser zu dem Zeitpunkt nicht das richtige Werkzeug hat (oder gerade zu viele Leute an dem Ort sind), kann er es einfach an einem anderen Tag versuchen.
Auch solltet ihr bei Tracking-Apps, wie z.B. Strava, die genaue Position eures Fahrrads nicht all zu öffentlich machen. Zumal viele in Strava ihre Ausrüstung genau angeben, wodurch ein Dieb gerade zu schon eine Kalkulationsgrundlage bekommt. Deshalb: setzt das Häkchen in Strava um eure Zuhause-Position als auch Arbeitsort zu maskieren. Dann wird ein Radius vom 500m drum herum nicht weiter im Detail angezeigt und die Position eurer teuren Hardware bleibt (halbwegs) geheim. Diese Konfiguration findet ihr in eurem Profil und Einstellungen.
5. Gadget: GPS-Tracker
Wir konnten dieses Gadget zwar noch nicht testen, doch es wird schon vielerorts als innovatives Sicherheitsgadget für das Fahrrad gepriesen. Die Idee ist recht simpel: Man bringt einen GPS-Tracker am Fahrrad an, der mit dem Smartphone verbunden wird. Mit einer App lässt sich der Standort des Fahrrads ständig verfolgen. Soweit ist das nichts Neues – mit solchen GPS-Trackern zeichnet man schon seit Langem Fahrradtouren auf.
Doch mittlerweile werden GPS-Tracker hergestellt, die speziell für den Schutz vor Fahrraddiebstahl konzipiert sind. Je nach Modell bekommt man etwa einen Alarm auf dem Smartphone, falls das Fahrrad bewegt wird, während man weg ist. Die GPS-Daten kann man an die Polizei weiterleiten, um das Fahrrad zurückzubekommen. Die Tracker an sich werden auf möglichst unauffällige Weise befestigt und sind meistens sehr klein. So etwa das VC One von Velocate – hier ist der Tracker als klassisches Fahrradrücklicht getarnt, das man anstelle des alten Rücklichts anbringt.
Fahrrad registrieren / codieren – bringt das was?
Oft ist auch von der amtlichen Fahrradregistrierung die Rede. Dieses Verfahren wird auf unterschiedliche Weise bezeichnet: „Fahrrad registrieren“, „Fahrrad codieren“ und „Fahrrad kennzeichnen“ etwa. Dabei wird eine individuelle Kennnummer in den Rahmen des Fahrrads gefräst (manchmal wird auch einfach ein stark haftender Sticker befestigt) und das Fahrrad wird in die Datenbank aufgenommen. Neben dem Personalausweis benötigt man dafür einen Eigentumsnachweis für das Fahrrad. Dieser Vorgang soll vor allem zum Abschrecken von organisierten Fahrraddieben dienen – schließlich wird es dadurch etwas schwieriger, das Fahrrad weiterzuverkaufen.
Dieser Dienst wurde früher von vielen Polizeistellen kostenfrei durchgeführt. Mittlerweile wird dieser Dienst nur noch in einigen bestimmten Großstädten wie in Berlin, Hamburg und Münster von der Polizei durchgeführt – und das auch nur zu geregelten Terminen. Anderorts kann man das Fahrrad unter Terminvereinbarung vom ADFC registrieren lassen, was aber meistens ein wenig kostet (um die 10 oder 15€). Man sollte sich also auf jeden Fall dazu informieren.
Wie sinnvoll dieser Dienst ist, ist schwer einzuschätzen. Wir denken, dass ein Gelegenheitsdieb sich nicht darum kümmern wird – genauso wenig jemand, der das Fahrrad für den eigenen Privatgebrauch stehlen möchte. Man weiß mittlerweile von organisierten Fahrraddieben, dass viele der hierzulande gestohlenen Fahrräder zu Hunderten und Tausenden ins Ausland exportiert werden. Das kann man zum Beispiel hier nachlesen: Fahrradklau: Wohin verschwinden unsere Räder? bei daserste.ndr.de. Demnach müsste es wohl vielen organisierten Fahrraddieben auch nichts ausmachen, ob das Fahrrad codiert oder nicht codiert ist. Deswegen glauben wir auch nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob ein Fahrrad auf individuelle Weise getunet ist – obwohl dies vom ADFC etwa als Vorteil erwähnt wird: Fahrraddiebstahl vorbeugen bei adfc.de. Eine entsprechend spannende Geschichte zu einem Fahrraddiebstahl mit glücklicherweise gutem Ausgang gab es auch kürzlich im Antritt Podcast.
Wenn man das Glück hat, dass die örtliche Polizei die Codierung von Fahrrädern noch durchführt, ist es sicherlich trotzdem sinnvoll, auf Nummer sicher zu gehen. Vor allem, damit man als Besitzer des Fahrrads festgestellt werden kann, falls das Fahrrad von der Polizei gefunden wird. Andernfalls reicht häufig als Nachweis auch eine entsprechende Rechnung oder Kaufvertrag. Welcher auch bei gebrauchten Rädern nicht ungewöhnlich ist, siehe Kaufberatung zum Gebrauchtrad.
Wir wünschen euch eine sichere Fahrt und dass ihr möglichst lange im Besitz eures Rades bleibt. Wozu auch jeder selbst beitragen kann.