Sehen und gesehen werden. Fahrradlicht im Alltag beleuchtet den Weg vor dem Fahrer. Doch ist das gesehen werden nicht genau so wichtig? Gute Rücklichter strahlen weit und in (fast) alle Richtungen. Radfahrer müssen auch von der Seite gut zu sehen sein. Wenn ihr euch für ein Licht entscheiden könntet – wäre es der Scheinwerfer vorne oder das Rücklicht?
Zum Glück müssen wir uns nicht entscheiden! Zumindest nicht in der Kategorie. Stattdessen suchen wir das beste Licht um gesehen zu werden. Und so habe ich 6 Rücklichter in der Theorie und Praxis getestet. Nach effektiver Akkulaufzeit, Sichtbarkeit (zur Seite und Hinten) und genereller Verarbeitung. Im Preissegment von 20-100 Eur. Muss denn ein gutes Licht auch teuer sein?
Fahrradlicht – Grundwissen
Um die Materie zu streifen hier ein paar Stichpunkte, die bei der Auswahl eines Rücklichts eine Rolle spielen. Mehr Details und Tiefe gibt es unten dann ausführlich.
Energiequelle: Akku oder Dynamo? In unserem Test sind beide Varianten vertreten. Bei Dynamoleuchten muss man auch eine „Standlicht“-Funktion berücksichtigen, denn man will ja auch gesehen werden, wenn man gerade auf die Karte schaut. Beim Akku hingegen ist die Laufzeit entscheidend.
StVZO – Zulassung: Darf das Licht am Rad betrieben werden? Oder darf es nur an der Kleidung, Helm oder Tasche montiert werden? Wie viele Lichter sind erlaubt? Als Daumenregel gilt: Blinklichter nur am Fahrer und statische Lichter am Rad (ohne Blinkfunktion). Besser: Auf das „Wellensymbol“ am Licht achten. Mehr Details unten.
Rundumsicht: Kann das Licht auch gut von der Seite gesehen werden? Ist die Montage am Rad für die schräge Sattelstütze geeignet, oder flacht das Licht dann ab?
Rote Reflektoren: Sind zusätzlich vorgeschrieben. Als passive Lichter funktionieren sie immer, unabhängig von Akku und Strom. Um gesehen zu werden meist mindestens so wichtig wie ein Licht – hier gibt es Tipps zu Speichenreflektoren.
Lumen: Wie stark leuchtet das Licht? Hier ist der Lumen-Wert entscheidend. Mehr zur Theorie des Lichtstrom-Wert unten.
Montage und Nutzererfahrung: Wie einfach lässt sich das Licht montieren? Ist es sicher angebracht? Wird ein niedriger Akkustand angezeigt?
Soweit zu den möglichst quantitativ feststellbaren Kriterien. Punkte wie „Design“ überlassen wir mal der subjektiven Entscheidung und halten uns mit Kommentaren dahingehend zurück 😉
Testergebnis
Folgende Rücklichter wurden auf ihre Strahlkraft und weitere Eigenschaften untersucht.





Bestes Licht um gesehen zu werden. Akkulaufzeit etwas kurz und happiger Preis.
Sehr gute Option für Nabendynamo. Einfache Montage. Bonus für roten Rückstrahler.
Sehr gute Sichtbarkeit und sehr gute Halterung, jedoch wenig Funktionen. Batterien statt Akku etwas unflexibel.
Gute Sichtbarkeit, jedoch erschreckend kurze Akkulaufzeit.
Sehr solide Option als Rücklicht.

Bestes Licht um gesehen zu werden. Akkulaufzeit etwas kurz und happiger Preis.

Sehr gute Option für Nabendynamo. Einfache Montage. Bonus für roten Rückstrahler.

Sehr gute Sichtbarkeit und sehr gute Halterung, jedoch wenig Funktionen. Batterien statt Akku etwas unflexibel.

Gute Sichtbarkeit, jedoch erschreckend kurze Akkulaufzeit.

Sehr solide Option als Rücklicht.
Letzte Aktualisierung am 5.05.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
*1) Laufzeit im hellsten Modus bzw. hellster/dunkelster Modus wenn mehrere verfügbar.
*2) Lichtbilder lediglich zur Orientierung der Optik, jedoch nicht vergleichbar zwischen verschiedenen Lichtern. Der Aufnahmemodus der Bilder war immer nahezu identisch, jedoch kann die Helligkeit und Leuchtstärke so nicht aussagekräftig verglichen werden.
Nicht das richtige Licht dabei? Wenn ihr ein „gesehen werden“-Licht sucht, dann gibt es hier einen Beitrag für euch:
Testaufbau
Gerade die Akkulaufzeit zu prüfen ist gar nicht so leicht. Da musste ich schon etwas tricksen, aber am Ende gar nicht so kompliziert. Mit der Time-Lapse Funktion an der Kamera kann man jede Minute ein Bild schießen. Ausgerichtet auf die Testobjekte, die fröhlich vor sich hin leuchten. In der Auswertung später kann man dann genau sehen, welches Licht nach wie vielen Minuten aufgegeben hat. So kommen auch die effektiven Akkulaufzeiten zustande.
Fahrrad Rücklicht Features
Moderne Rücklichter haben heute eine Bremslichtfunktion, das mittels eines Gyrosensor angesteuert wird (nicht zu verwechseln mit dem Gyrossensor – *schenkelklopf). Aber welche Kunststücke sind tatsächlich für die Sicherheit relevant?
Straßenverkehrszulassungsordnung – StVZO
Fangen wir mit dem kritischsten Punkt an – der Zulassung eines Lichts nach StVO. Was beim Frontlicht noch etwas komplexer zu bewerten ist, ist beim Rücklicht tatsächlich etwas einfacher. Denn hier muss ein Hersteller nicht die Hell-/Dunkelgrenzen in der Entwicklung berücksichtigen sondern andere Faktoren. Die für uns Käufer wichtigsten sind: Helligkeit, Sichtbarkeit in die „richtigen“ Winkel (nicht nach vorne) als auch eine statische Leuchtfunktion (ohne Blinken). Wobei der letzte Punkt für viele Radfahrer strittig ist.
Generell kann man die Zulässigkeit eines Lichts (und somit auch Rücklichts) am Fahrrad schnell bewerten. Anhand der Prüfziffer, die auf einem Licht sichtbar aufgedruckt wird, kann man die Zulassung sehen. Generell kann man sagen, dass ein Licht ohne das Wellensymbol und Ziffer mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Zulassung hat.
Rücklichter mit Bremslicht-Funktion
Generell will natürlich jeder Hersteller mit seinem Produkt hervorstechen. Eine Bremslichtfunktion kann da schon hilfreich sein. Das erzeugt den Hauch von Hightech. Aber ist dieses Feature wirklich für die Sicherheit relevant? Aktuell liegen keine Studien vor, die tatsächlich dem Gyrosensor-basierten Licht eine höhere Sicherheit zusprechen würden. Generell ist die Idee „einleuchtend“, aber überbewerten sollte man dies nicht.
Zumal ein solches Rücklicht nicht so zuverlässig sein kann, wie das am Auto. Schließlich wird da das Rücklicht nicht durch die Bewegung (oder Beschleunigung) angesteuert sondern mechanisch angesprochen. Im Zweifel kann es also durchaus sein, dass das Bremslicht gar nicht auf den Bremsvorgang reagiert.
Es bleibt also einem selbst überlassen, wie viel Wert man auf diese Funktion legt.
Katzenauge – Passiver Rückstrahler
Anders als beim Bremslicht ist die Meinung zum Reflektor nicht zweideutig. Wir können uns alle darauf einigen, dass ein passiver Rückstrahler immer von Vorteil ist. Sollte das Licht im Notfall doch mal ausfallen, dann kann der Reflektor das Licht nahezu kompensieren, solange man von hinten von einem beleuchteten Kraftfahrzeug aufgeholt wird.
Zumal der rote Rückstrahler nach Straßenverkehrsordnung für Radfahrer auch vorgeschrieben ist. Früher galt sogar, dass zwei rote Rückstrahler zu montieren sind. Im besten Fall hat man Rücklicht und Rückstrahler in einem Teil vereint, was sehr praktisch ist.
Insofern sollte ein gutes Rücklicht immer auch einen roten Reflektor haben oder ergänzt werden. Schaden tut es in keinem Fall. Weshalb nicht jedes Rücklicht damit ausgestattet ist ist sogar etwas verwunderlich.
Sichtbarkeit
Zwei Faktoren sind für die Sichtbarkeit relevant. Wie stark leuchtet das Rücklicht und in welchem Winkel ist es gut sichtbar?
Lumen sind bei Rücklichtern die wichtigste Kennzahl. Anders als beim Fahrradlicht, welches nach vorne strahlt – wo die Lux entscheidend sind. Wie aber kommt das? In der Theorie zu beiden Werten findet ihr mehr Details zum Thema – siehe unten.
Zur besseren Einschätzung der Sichtbarkeit habe ich im Test die Lichter von der Seite und von Hinten abgebildet.
Montage
Zwei Busch&Müller Ixxon Mini Rücklichter habe ich in den letzten Jahren bereits veroren. Es war die Gummihalterung schuld, die leider nicht fest genug einhakt. Diese Fehler sind fatal. Schließlich kostet das Geld – und noch viel Schlimmer: man ist plötzlich unsichtbar für andere.
Insofern sollte man die Montage nicht unterbewerten. Einige Halterungen, wie zB. beim knog Cobber sind doppelt gesichert mit einem Magneten, um ein ungewolltes Auslösen zu verhindern.
Hintergrundwissen
Wer mit den kurzen und knappen Bewertungen und Kriterien noch nicht so viel anfangen kann, hier ein kleiner theoretischer Rundumschlag. Speziell zum Thema Lichtwert.
Lux und Lumen
Der Lichtstromwert (Lumen) ist bei Rücklichtern eine gängige Angabe. Die meisten Produkte werden diesen Wert als Qualitätskriterium auf der Verpackung nennen. Doch was hat es damit genau auf sich?
Lumen: Lichtwert einer emittierenden Lichtquelle. So „stark“ leuchtet ein Licht in Summe (alle Richtungen).
Lux: Lichtwert auf einer Fläche, die von einem Lichtstrahl getroffen wird.
Anders als beim Frontlicht, wo Lux maßgeblich sind, ist beim Rücklicht der Lumen-Wert entscheidend. Da es darum geht den Fahrer aus der Entfernung gut zu sehen.
Als Daumengröße kann man sich merken, dass alle Rücklichter mit einem Wert über 25 schon gut sind. Bei 50 Lumen und mehr kann man ein „sehr gut“ aussprechen.
Noch mehr Details zum Lichtwert findet ihr im Beitrag zu den Front-Lichtern. Hier habe ich mehrere LED Lichter getestet: