Wenn es um die Frage geht, welches Fahrradventil man hat, so lautet die Antwort oft: ein anderes Ventil, als das, wofür die billige Plastikpumpe gedacht ist, die man grad da hat. Das ist ärgerlich. Damit einem das nicht (mehr) passiert, sollte man in Erfahrung bringen, wie das individuelle Fahrradventil denn eigentlich heißt. Tatsächlich ist die Sache recht überschaubar, wenn man denn erstmal Bescheid weiß. Das ist Sinn und Zweck unseres Ratgebers zu Fahrradventilen. (→ Allgemeine Informationen zu Fahrradschläuchen findest Du hier: Fahrradschlauch – Test und Ratgeber)

Die drei Fahrradventile im Überblick

Beim Fahrradventil haben sich drei Arten etabliert. Das Sclaverandventil (auch bekannst als Presta-Ventil oder Französisches Ventil), Dunlopventil (auch bekannt als Blitzventil) und das Schraderventil (auch bekannt als Auto-Ventil). In der Kurzform nennt man das Sclaverandventil SV, das Dunlopventil DV und das Schraderventil AV.

Sclaverand-, Dunlop- („Blitz“) und Schraderventil (Auto) im Diagramm.

In folgender Tabelle siehst Du alle Eigenarten dieser drei Ventil-Arten im Überblick.

VentileGängige NamenFelgenbohrungEinsatzgebietMaximaldruck (in der Regel)
SclaverandventilSclaverand, SV, Presta, französisch, french, Rennradventil, Schlauchreifenventil6,5mmRennrad, Mountainbike, Tubeless15 bar
DunlopventilDunlop, DV, Blitz, Normal, Alligator, Wood, deutsch, englisch, Holland8,5mmTrekkingräder, Fitnessbikes, Stadträder6 bar
SchraderventilSchrader, Auto, AV, PKW, KFZ, Motorrad, MTB8,5mmReiseräder, Mountainbikes10 bar

Fahrradpumpen

Im Prinzip gibt es nur zwei Arten von Fahrradpumpen. Denn Sclaverand- und Dunlopventile teilen sich die gleiche Fahrradpumpe, weshalb sie in diesem Sinne kompatibel zueinander sind. Nur Schraderventile benötigen eine unterschiedliche Fahrradpumpe – diese Ventile benötigen eine Autopumpe, wie man sie auch bei allen Tankstellen findet. Moderne Fahrradpumpen besitzen meistens zwei Buchsen: einen für Dunlop- und Sclaverandventile und einen für Schraderventile. Die größere Buchse ist für Schraderventile und die kleine Buchse ist für Dunlop- und Sclaverandventile.

Pumpen / VentileSclaverandDunlopSchrader
Fahrradpumpe
Autopumpe

Von den Pumpen her passen Sclaverand und Dunlop zusammen. Nur Autoventile benötigen eine andere Pumpe (bzw. Autopumpe). Autoventil und Dunlop haben die gleiche Felgenbohrung (8,5mm), Sclaverand hat 6,5mm.

Sclaverandventil

Das Sclaverandventil zeichnet sich durch seine schmale Form aus (kleiner Lochkreis für Felge) und hält hohem Druck stand

Das französische Sclaverandventil wird vor allem bei Rennrädern und manchen hochwertigen Mountainbikes verwendet. Es ist schmaler als die anderen Fahrradventile und dies ist bereits einer der großen Vorteile des Sclaverandventils: die Felgenbohrung ist dadurch kleiner, wodurch die Gesamtstabilität der Laufradfelge stärker ist. Bei schmalen Felgen, wie man sie am Rennrad hat, ist dies ein notwendiger Faktor. Bei Mountainbikes wird es der Felgenstabilität halber verwendet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Konstruktion des Ventils einen weitaus höheren Luftdruck zulässt als die anderen Ventile, was auch ein wichtiger Faktor beim Rennrad ist.

Dafür ist das Ventil wegen der schmaleren Bauart weniger stabil und kann sich schon eher mal verformen. Das Austauschen des Ventils ist nur bei manchen Sclaverandschlauchen möglich.

Sclaverandventile lassen sich mit geläufigen Fahrradpumpen aufpumpen, wie man sie auch für Dunlopventile verwendet.

Die Handhabung beim Aufpumpen unterscheidet sich von den anderen Fahrradventilen. Nachdem die Ventilkappe entfernt wurde, muss außerdem der drehbare Ventilkopf aufgedreht werden (gegen den Uhrzeigersinn). Erst im geöffneten Zustand kann Luft in den Schlauch gelangen bzw. Luft aus dem Schlauch gelassen werden. Zum Aufpumpen einfach die Fahrradpumpe aufsetzen und pumpen. Zum Luftablassen drückt man von oben auf den Ventilkopf. Somit lässt sich der Luftdruck ziemlich präzise einstellen.

Vorteile Sclaverandventil

  • Maximaldruck 15 bar, weitaus höher als bei anderen Fahrradventilen.
  • Dünnere Felgenbohrung führt zu höherer Felgenstabilität.
  • Der Luftdruck kann präzise eingestellt und mittels einer Standpumpe abgelesen werden.

Dunlopventil

Obwohl das Dunlopventil von einem britischen Erfinder kreiert wurde, ist es dafür bekannt, dass es im deutschsprachigen und niederländischen Raum am weitesten verbreitet ist. Das Dunlopventil ist das Standardventil von Trekkingrädern, Stadträdern und sonstigen Alltagsrädern. Der Maximaldruck des Dunlopventils liegt meistens nur bei 6 bar, doch dies reicht für den Gebrauch an Alltagsrädern. Manche Dunlopschläuche können auch mit einem höheren Luftdruck befüllt werden – dies sind spezielle Anfertigungen.

Dunlopventile lassen sich mit geläufigen Fahrradpumpen aufpumpen, wie man sie auch für Sclaverandventile verwendet.

Das Dunlopventil ist sehr einfach in der Handhabung: zum Aufpumpen entfernt man lediglich die Ventilkappe und setzt die Luftpumpe auf das Ventil (wie auch bei Schraderventilen). Zum Luftablassen muss der Ventilkopf abgeschraubt werden, wodurch sehr schnell die gesamte Luft aus dem Fahrradschlauch entweicht. Das Ventil kann ohne Werkzeug ausgetauscht werden.

Beim Dunlopventil ist es wegen der Konstruktion praktisch unmöglich, den genauen Luftdruck abzulesen – auch mit einer guten Standpumpe.

Vorteile Dunlopventil

  • Leichte Handhabung.
  • Das Ventil kann auf alle Fälle einfach ausgetauscht werden – kein Werkzeug notwendig.
  • Wegen der breiteren Bauweise etwas stabiler.

Schraderventil

Das Schraderventil ist praktisch identisch mit den Reifenventilen, die man an Kraftwerkzeugen benutzt. Was am Auto funktioniert, funktioniert auch am Fahrrad. Deshalb hat das Schraderventil keine Nachteile an sich – es ist bloß so, dass die meisten einfachen Fahrradpumpen meistens nur eine Buchse für Sclaverand- und Dunlopventile haben. Die Rede ist von den leichten Handpumpen aus schwarzem Kunststoff, die man manchmal kostenlos zum Fahrrad dazubekommt. Wenn man jedoch in den Laden geht und sich eine vernünftige Fahrradpumpe kauft, so hat diese Pumpe meistens zwei Buchsen, mit der sowohl Sclaverand-, Dunlop- als auch Schraderventile befüllt werden können.

Zusätzlich dazu lässt sich das Schraderventil mit Autopumpen auffüllen, wodurch man es an allen Tankstellen Deutschlands leicht befüllen kann. Dies ist der größte Vorteil des Schraderventils.

Die Handhabung ist vergleichbar mit dem Dunlopventil, wenn es um das Aufpumpen des Reifens geht: man entferne einfach die Ventilkappe und setze die Pumpe auf das Ventil. Doch das Luftablassen ist etwas schwieriger. Die Luft lässt sich nur aus dem Schlauch entfernen, indem man auf den Ventilstift in der Mitte im Ventil drückt. Dafür benötigt man einen dünnen Gegenstand, wie etwa die Spitze eines Kugelschreibers. Das Austauschen eines Schraderventils funktioniert nur mit speziellem Werkzeug.

Vorteile Schraderventil

  • Lässt sich mit Autopumpen auffüllen, wie man sie an Tankstellen findet.
  • Wegen der breiteren Bauweise etwas stabiler.
  • Der Luftdruck kann präzise eingestellt und mittels einer Standpumpe abgelesen werden.
  • Maximaldruck 10 bar: höher als bei Dunlopventilen, aber niedriger als bei Sclaverandventilen.

FAQ

Welches ist das beste Fahrradventil?

Das hängt ganz davon ab, was für ein Fahrrad man fährt. Für Alltagsräder, Trekkingräder und Stadträder sind Dunlopventile ganz ausreichend und es gibt keinen wirklichen Grund dafür, ein anderes Fahrradventil zu wählen. Dunlopventile sind am häufigsten im deutschsprachigen Raum und sind am einfachsten zu gebrauchen. Doch beim Rennrad kommt nur das Sclaverandventil in Frage, weil es schmaler ist und einen höheren Luftdruck erlaubt. Schraderventile haben den oft-gepriesenen Vorteil, dass sie sich an der Tankstelle ohne Adapter aufpumpen lassen, aber das ist auch wirklich nur nützlich, wenn man selber keine Fahrradpumpe hat. Fazit: Im Regelfall erfüllt jedes Fahrradventil seinen Zweck.

Welche Fahrradventile gibt es?

Eine Grafik der drei geläufigsten Fahrradventile findest Du hier: Die drei Fahrradventile im Überblick. Jenseits davon gibt es noch ein viertes Fahrradventil: das Regina-Ventil, welches aber fast ausschließlich in Italien verwendet wird. Es ähnelt dem französischen Sclaverandventil.

Wie pumpt man das Fahrradventil auf?

Das hängt von der Art des Fahrradventils ab. Bei Dunlop– und Schraderventilen muss man die Ventilkappe entfernen und kann dann einfach die Fahrradpumpe auf das Ventil aufsetzen und pumpen. Bei den schmaleren Sclaverandventilen muss man die Ventilkappe entfernen und dann zusätzlich noch den Ventilkopf aufdrehen, sodass er lose ist. Erst dann kann man die Fahrradpumpe aufsetzen und pumpen. Falls immer noch keine Luft in den Schlauch kommt, so hat man eventuell nicht die richtige Fahrradpumpe – oder aber der Fahrradschlauch ist undicht. Mehr Infos erhältst Du in unserer Reparaturanleitung: Fahrradreifen aufpumpen.

Was für ein Fahrradventil habe ich?

Eine sichere Antwort auf diese Frage erfährst Du nur, wenn Du unsere Grafiken und Fotos aus diesem Ratgeber mit deinem eigenen Fahrradventil vergleichst. Anhand der Art von Fahrrad kann man nur allgemeine Aussagen treffen: Rennräder haben meistens Sclaverand, Trekkingräder eher Dunlop und Mountainbikes können alles haben.

Kann man ein Felgenloch größer Bohren für ein breiteres Ventil?

Theoretisch ist es denkbar bei einer Alufelge das Loch sauber aufzubohren oder noch besser mit einer Rundfeile breiter zu schleifen (von 6.5mm auf 8.5mm) für ein Schrader Ventil. Davon ist aber abzuraten! Weil eine Felge an genau dieser Stelle einen Schwachpunkt aufweisen könnte, wenn man einen Riss im Material erzeugt (zB. durch fehlende Entgratung oder einen schlechten Bohrkopf oder wenn man unsauber arbeitet). Die Gefahr einer kollabierenden Felge, gerade bei stark beanspruchten Laufrädern (zB. MTB), ist zu hoch.

2021-04-26: Diagram zu Fahrradventilen aktualisiert