Steht man vor der Entscheidung Laufräder (Nabe, Speichen + Felge = Laufrad) für sein Fahrradprojekt auszuwählen, so muss man sich einige Gedanken machen. Wie bei jedem Schritt zum perfekten Rad kommen unter anderem diese Gedanken in den Sinn:
- Auf welchem Untergrund werde ich das Fahrrad fahren?
- Welche Streckenlänge werde ich zurücklegen?
- Welche Ambition habe ich – Sport, Abenteuer oder etwas Vernünftiges?
Das zumindest wären grob die Fragen, die ich mir gestellt habe. In diesem Beitrag erläutere ich kurz meinen Weg von der Entscheidungsfindung zum Laufrad mit Nabendynamo.
Willkommen zurück in der Beitragsserie zum Thema Fahrradbau. In diesen Artikeln berichtet Michael ‚Mischa‘ Sinner von seiner Reise von der Idee einen Stahlrahmen selbst zu bauen und damit den Traum vom perfekten Rad zu verwirklichen. Alle Beiträge dazu findet ihr hier: [display-posts wrapper=“div“ wrapper_class=“dpPluginWrapper“ category=“fahrradbau“ include_excerpt=“true“ excerpt_length=“30″ image_size=“thumbnail“ ]
Laufräder am Fahrrad – Zum klassischen 28 Zoll Laufradsatz
Das Laufrad stellt die Verbindung zur Straße über den Reifen her. Felge, Speichen und Naben sind die Bauteile. Folgende Spezifikationen können am Laufrad unterschieden werden.
1. Laufrad-Dimensionen
Der Umfang bei einem klassischen „28 Zoll“ Rad sind 622m nach ETRTO. Kleinere Laufräder benötigt man nur für 650B (27,5 Zoll) und den klassischen MTB Laufradsatz (26 Zoll). Diese sind jedoch für das Sport-/Rennrad und Stadtrad unüblich, da braucht man sich keine großen Gedanken machen.
Lediglich 27,5″ wären eine Überlegung Wert, wenn man denn viel Zeit abseits gepflasterter Straßen plant. Diese Laufradgröße erlebt gerade einen Boom, da man kleinere Laufräder mit großen Reifen kombiniert, und einen ähnlich großen Gesamt-Umfang erhält wie beim 28 Zoll Rad. Hat aber den Vorteil, dass der Federweg des Reifens deutlich zunimmt (verbesserter Grip und bequemeres Fahren auf langen Touren abseits von Straßen).
Neben dem Umfang ist auch die Innen- und Außenbreite des Laufrads sehr wichtig. …
2. Laufrad-Kompabilität
Damit das Laufrad zu eurem Fahrradrahmen und zur Gabel passt müsst ihr auf zwei Dinge achten. Die Art der Montage (Schnellspanner und Steckachsen) und die Einbaubreite.
Schnellspanner und Steckachsen sind zwei aktuell am Markt konkurrierende Standards. Während man den klassischen Schnellspanner bestimmt kennt, so ist die Steckachse ein neuerer Standard, den man noch nicht so häufig sieht. Gerade bei teureren Rädern mit Scheibenbremsen (vor allem bei Mountainbikes) sind Steckachsen der dominierende Standard.
Steckachsen sind deutlich steifer und besser für Scheibenbremsen geeignet, da die Scheibenbremse deutlich mehr Kraft im Bereich der Nabe ausübt als die klassischen Felgenbremsen (V-Brake, Seitenzugbremsen, Cantilever). Außerdem wird das Laufrad mit Steckachsen immer gleich positioniert, eine Ausrichtung ist nicht notwendig. Das ist sehr praktisch! Mehr über die Vor- und Nachteile und Details zu Steckachsen vs. Schnellspanner findet ihr im eigenen Beitrag dazu.
Zur Größe bleibt kurz zu sagen, dass die Einbaubreite meist vorne 100m sind und hinten 142mm. Das passt praktisch bei jedem modernen Rad, prüft aber unbedingt vor dem Kauf einer Nabe/Laufradsatzes immer welche Einbaubreite ihr Vorne und Hinten habt. Bei Steckachsen muss man auch auf die Stärke der Achse achten (12mm und 15mm sind gängige Größen).
3. Tubeless oder Schlauch
Hier gibt es noch zwei Lager, die Verfechter klassischer Schlauchreifen (ein System, das bei Fahrrädern erprobt ist, sicher funktioniert und eine nahezu extrem hohe Verbreitung hat – der Umgang ist kinderleicht und von klein auf erlernt) und dann gibt es die ‚Early Adopter‘ (Fans vom Neuen) und Mountainbiker. Hier hat sich der schlauchlose Reifen schon einen Namen gemacht, denn die MTB-Szene schwört auf den Reifen ohne Schlauch.
Wenn man den erhöhten Aufwand zur Installation gehen möchte und auf das Neuste vom Neuesten steht, dann ist man beim Tubeless gut aufgehoben. Wird beim Kauf der Laufräder aber darauf achten, dass die Felge damit kompatibel ist. Mehr zum Thema Tubeless.
4. Laufrad: Bauart und Material
Hier kommt auch das Thema Gewicht auf den Plan. Schließlich sind Begriffe wie Hohlkammerfelge und Carbon dabei ausschlaggebend. Beim Baustoff kann man genau zwei wichtige Konkurrenten nennen: Alu und Carbon. Wer kosteneffizient unterwegs sein möchte landet meist bei Alu. Ist Geschwindigkeit und Gewicht entscheidend, dann ist Carbon euer Freund (schont aber nicht den Geldbeutel).
Bei der Bauart gibt es auch wieder viele Nuancen. Hohlkammerfelgen und viele Begriffe mehr haben wir bereits in einem eigenen Beitrag behandelt. Wer mehr darüber erfahren möchte liest hier weiter: Laufräder und Laufradsatz.
5. Laufrad: Nabendynamo oder nicht
Übrig bleibt noch die Frage nach dem Nabendynamo. Im eigenen Beitrag dazu haben wir viele Vor- und Nachteile als auch die Effizienz unter die Lupe genommen. Hier bleibt nur noch übrig zu sagen: will man das Gewicht eines Nabendynamos gegen den Vorteil eines ständig verfügbaren Lichts eintauschen? Für lange Touren als auch für Vernünftige ist das eine Frage, die man immer mit Ja beantworten wird.
Von der Idee zum fertigen Laufradsatz
Hat man nun seine Parameter für sich definiert. Also auf die Größe, Durchmesser, Einbaubreite und Nabe als auch für oder gegen einen Nabendynamo entschieden. So kann man anfangen für sich die richtige Kaufentscheidung zu finden.
In meinem Fall waren die Parameter:
- 28 Zoll Laufrad
- Mit Nabendynamo
- Felgenbreite für Reifen bis min. 42mm Breite
- Schwarz Nabe, Schwarze Speichen auf Schwarzem Laufrad
- Alu statt Carbon
- Tubeless ist Pflicht – ich möchte Erfahrung damit Sammeln und bin sehr Neugierig gegenüber dem System; das ist der wesentliche Punkt für mich (aber auch die versprochene höhere Pannensicherheit und vielleicht die besseren Laufeigenschaften, bei denen man sich jedoch noch nicht einig ist ob denn Schlauch oder Schlauchlos weniger Reibung erzeugt, das Thema mache ich hier lieber nicht auf)
- Qualität und Kosteneffizienz statt Sparprodukt – ich bin bereit etwas mehr für gute Laufräder zu investieren
Da ich auch einen speziellen Nabendynamo ausgewählt hatte (mit passender Steckachse, kompatibel mit der gewählten Gabel) war die Auswahl schon stark eingeschränkt. Denn genau diesen Laufradsatz wird man nicht mal in Onlineshops finden (von lokalen Fachhändlern gar nicht zu reden). Was aber nicht bedeutet, dass man die heimische Industrie nicht unterstützen möchte. Ganz im Gegenteil!
Denn in diesem Fall bleibt nur der Weg zum Laufradbauer (oder selber bauen). Schließlich kann man Speichen, Nabendynamo und Felge in jedem Katalog bestellen und für seine Bedürfnisse zusammensuchen. So bin ich beim Anbieter aus Berlin gelandet: Radspannerei. Der Auftrag sah wie folgt aus:
- Nabe VR: Shutter Precision PL-8X QR15 (32 Loch) (Center Lock Disc Bremsen) (15x100mm Steckachse): 180,- €
- Nabe HR: DT Swiss 350 Road (32 Loch) (Center Lock Disc Bremsen) (12x142mm Einbaubreite Steckachse) (für 11-fach Schaltung): 180,- €
- Speichen: DT Competition Black – 64 Stck. a‘ 1,- € / stck. (Einspeichung 1-Fach gekreuzt): 64,- €
- Speichennippel: Inkl. PHR Unterlagscheibe, DT Pro Lock Squorx Pro Head Nippel ( im Lieferumfang der Felge ): 0,- €
- Felge: 2 x DT SWISS r511 disc 32 loch in schwarz a‘ 77,- €: 144,- €
- Arbeit: 2 x einspeichen, spannen, mehrmaliges abdrücken & zentrieren a‘ 45,- €: 90,- €
Ergibt Gesamtkosten von knapp 600€ (VR und HR Laufradsatz). Nein, billig ist das nicht – aber das soll es auch nicht sein. In dem Fall bin ich überzeugt: Qualität hat ihren Preis. Und die Kalkulation der Radspannerei hat mich überzeugt. Im Nachhinein muss ich auch sagen: auch das Ergebnis lässt sich sehen.
Nun fehlt nicht mehr viel zum fertigen Fahrrad! Was denkt ihr? Freue mich über Kommentare und Tipps.